Die Bockhege im Frühjahr - nach der Jagd ist vor der Jagd
Immer dann, wenn das letzte Stück in einem Jagdjahr erlegt worden ist, kann man sich gedanklich schon dafür bereit machen, die nächsten wichtigen Schritte in die Wege zu leiten. Es bleibt eindeutig keine Zeit zum Ausruhen oder Schlafen, denn es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass man nach der Jagd, quasi wieder vor der Jagd steht. Das Frühjahr ist eine hervorragende Jahreszeit, wenn es darum geht, dem Rehwild eine komfortable Ausgangssituation fürs kommende Jahr zu verschaffen. Die Bockhege im Frühjahr hat großen Einfluss darauf, ob das Wild sich dazu in der Lage sieht genug Kräfte zu sammeln oder nicht. WOLFGANGS hat die wichtigsten Punkte beleuchtet und wissenswertes für dich zusammengetragen.
Für ein kraftvolles Rehwild sorgen
Das Frühjahr sollte voll und ganz im Zeichen eines durchweg kraftvollen Rehwilds stehen, damit aus dieser Lage heraus das neue Jahr mit einer ordentlichen Portion Energie und Kraft angegangen werden kann. Das Zeitfenster, in dem dies möglich gemacht wird, öffnet sich Anfang April und verschließt sich wieder in der Blattzeit.
Kraftvoll, das bedeutet nicht nur, dass das Reh sich besser dazu in der Lage sieht in der Natur zurechtzukommen. Vielmehr bedeutet das Wort „kraftvoll“ aus der Sicht eines Jägers, dass man hoffentlich einen Anstieg des Wildbretgewichts innerhalb des Bestands verzeichnen kann. Dieser Anstieg wiederum ist aber nur dann möglich, wenn das Rehwild eine widerstandsfähige Beschaffenheit aufweisen kann. Nur dann kann es sich gegenüber Parasiten oder auch Krankheiten effizient durchsetzen. Auch kältere Wintermonate lassen sich auf diese Weise besser überwinden.
Der Hauptfokus sollte schlussfolgernd unbedingt darauf liegen, dem Rehwild eine perfekte Kulisse zur Nahrungsaufnahme zu bieten, damit im Anschluss darauf eine Gewichtserhöhung vonstattengehen kann. Die Devise sollte lauten, dass man auf einengende und behindernde Zäune und ähnliche Eingrenzungen im Revier besser verzichtet, damit das Wild problemfrei an Knospen herankommen kann. Diese sind für den Anstieg des Körpergewichts nämlich extrem wichtig und sollten demnach nicht allzu schwer zu erreichen sein.
Bockhege im Frühjahr - das Tischlein fürs Rehwild decken
Pappel und Weide sind nicht nur schön anzusehen, sondern können innerhalb des Reviers auch eine sehr praktische Rolle einnehmen. Die beiden Bäume wachsen besonders schnell und genau diese Eigenschaft kann man sich mit der Platzierung eines Stecklings zu Gute machen.
Alles was du tun musst, ist lediglich einen kleinen Ast abzutrennen und für ihn eine geeignete und vor allem feuchte Stelle im Revier auszuwählen. In den Boden stecken und fertig – dieses schnell umsetzbare Prozedere kannst du ebenfalls bei Besenginster oder Weißdorn in die Tat umsetzen. Pflanze in der Bockhege im Frühjahr so viele Stecklinge wie nur irgendwie möglich. Mehr ist in diesem Falle tatsächlich mehr.
Du tischst dem Rehwild durch dieses Vorgehen ein wertvolles Protein-Mahl auf, welches in der entscheidenden Zeit erstklassig dafür sorgt, dass eine unkomplizierte Gewichtszunahme vollzogen werden kann. Hinzu kommt, dass du im gleichen Moment einen Einstand erschaffst. Du kannst dir sicher sein, dass die Stücke sich fortan des Öfteren an diesem Platz des Reviers aufhalten werden.
Sichtschutz mit Wirkung
Die Platzierung der zuvor thematisierten Stecklinge macht besonders an den offenen Randbereichen eines Reviers Sinn, da durch den schnellen Wachstum nicht nur die Nahrungsaufnahme gewährleistet wird. Vielmehr kann man die gewachsenen Stecklinge auch als Sichtschutz bezeichnen, der den zu Stress neigenden Tieren eine gute Deckung gibt. Gestalten sich die Flächen des Reviers sehr weitläufig und einsehbar, so kann man eigentlich fest davon ausgehen, dass diese Umstände dem Rehwild kostbare Kräfte rauben werden, weil sie sich nicht wohlfühlen.
Investiere die Zeit und ermögliche dem Rehwild das Gebiet auf Grund der nun geringeren Sichtweite besser überblicken zu können. Viele weitere Pflanzen können dir auf diesem Weg ebenfalls behilflich sein. Egal ob Holunder, Wildbirne oder auch Weidenhütchen – mit vergleichsweise wenig Aufwand kannst du hier für ausgezeichnete Resultate sorgen.
Den Wildacker auf Vordermann bringen
Anstatt den Wildacker mit einer unbedachten Wildackermischung einzudrillen, empfiehlt es sich während der Bockhege im Frühjahr eine strategisch klügere Herangehensweise anzustreben. Eine Bodenanalyse liefert schnell Abhilfe und offenbart sehr aufschlussreiche Ergebnisse, mit denen sich viel passgenauer und handfester planen lässt. Anstatt das Geld für die Äsungsbepflanzung quasi zu „verbrennen“ und zusehen zu müssen, wie letztendlich nichts sprießen wird, lohnt es sich im Vorfeld mehr das Geld in eine derartige Analyse zu stecken.
Meistens belaufen sich die Kosten eines solchen Tests auf weniger als 20 Euro und schon hat man kurze Zeit später die wichtigsten Daten parat. Angaben zum Kalium- und Phosphorgehalt, der generellen Bodenbeschaffenheit und zum pH-Wert lassen eine komplett neue Sicht zu, mit der sich die Äsungsbepflanzung erfolgreicher gestalten lässt.
Defizite in den Bodenwerten lassen sich im Anschluss unkompliziert durch beispielsweise Nährstoffe ausgleichen. Wenn der letzte Frost verschwunden ist und die Bodentemperatur sich konstant in einem Bereich um die 8 Grad beläuft, kannst du mit dem Säen beginnen. Nach dem Drillen solltest du unbedingt auf ein sorgfältiges Anwalzen achten.