Verhalten bei Unterkühlung – Infos und Tipps zur richtigen Vorgehensweise

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Immer dann, wenn innerhalb der Winterzeit die speziell ausgebildeten Rettungstrupps in den Bergen aufbrechen, um einen Verletzten zu versorgen oder einem Lawinen-Opfer zur Hilfe zu eilen, dann ist im selben Moment auch fast immer klar, dass die Gefahr einer eventuellen Unterkühlung am Einsatzort berücksichtigt werden muss. Doch, nicht immer ist eine Rettungsmannschaft dazu in der Lage schnell oder überhaupt am Ort des Geschehens anzukommen. Schlechte Wetterverhältnisse und abgelegene, undurchsichtige und unwegsame Regionen, haben aus Sicht der Hilfesuchenden zur Folge, dass man in den meisten Fällen zunächst zusehen muss, dass die erste Versorgung vor Ort mit eigenen Mitteln vonstattengeht. Doch wie sehen diese Maßnahmen aus? Nur die wenigsten Menschen in der breiten Bevölkerung kennen die Gefahren einer Unterkühlung, weil sie im tagtäglichen Leben zu selten mit extremen Situationen konfrontiert werden. WOLFGANGS gibt zu diesem Thema wertvolle Infos und Tipps und zeigt dir, welches Verhalten bei Unterkühlung fokussiert werden sollte.

Wann spricht man von einer Unterkühlung?

Der Körper eines Menschen gibt jeden Tag, egal in welcher Umgebung man sich auch aufhält, Wärme in die Umgebung ab, da auch jede einzelne Aktion von uns Wärme erzeugt. Bei einer Unterkühlung ist das Verhältnis aus abgegebener Wärme und nachproduzierter Wärme aus den Fugen geraten. Der Körper verliert um ein Vielfaches mehr Wärme, als er selber herstellt. Je nachdem, wie lange und wie intensiv dieser Zustand vorherrscht, können die Resultate äußerst schwerwiegend sein.

Aus fachmännischer Perspektive werden die Unterkühlungsgrade in 3 verschiedene Ausprägungsformen unterteilt:

 

  • Erregungsstadium
  • Erschöpfungsstadium
  • Lähmungsstadium

Der Schweregrad geht in der obigen Aufzählung chronologisch vonstatten:

 

  • Das Erregungsstadium nimmt somit die „leichteste“ Form ein. Die Körpertemperatur liegt bei Betroffenen zwischen 34 und 37 Grad.
  • Im Erschöpfungsstadium liegt die Körpertemperatur zwischen 30 und 34 Grad. Betroffene weisen teils apathische und teilnahmslose Züge auf. Diese Ausprägungsform ist die mittelschwere Form aller 3 Unterteilungen.
  • Das Lähmungsstadium ist die schwerste aller Formen. Körpertemperaturen unter 30 Grad äußern sich dramatisch. Betroffene sind meistens nicht mehr ansprechbar und reagieren nicht mehr auf Schmerzreize.

Bei jedem Schweregrad muss man, falls die Situation es hergibt, sofort ein Rettungsteam alarmieren. Ansonsten sind schnellstens eigene Maßnahmen einzuleiten, die den Zustand des Betroffenen positiver gestalten.

Welche Einflüsse können zu einer Unterkühlung führen?

Auch, wenn die Szenen eines vom Schnee Verschütteten wohl die ersten Bilder sind, die ein jeder von uns im Kopf hat, so sind es dennoch auch viele weitere Einflüsse, die ebenfalls für eine Unterkühlung verantwortlich sein können:

 

  • Feuchtigkeit
  • Wasser
  • Starker Wind
  • Schlechte Bekleidung
  • Gute, aber feuchtgewordene oder nasse Kleidung

Hinzu kommen die vielen Einflüsse und Zustände, die eine Unterkühlungssituation zusätzlich beschleunigen. Auch diese sind nicht zu unterschätzen, weil sie eine anfangs unter Kontrolle geglaubte Situation schnell verschärfen können. Darunter fallen unter anderem:

 

  • Vergiftungen, die durch die Einnahme von Medikamenten, Alkohol und/oder Drogen hervorgerufen worden sind.
  • Schock-Starren und -Zustände, beispielsweise nach einem Unfall.
  • Zu geringes Körpergewicht / Untergewicht
  • Ohnmacht
  • Verletzungen jeglicher Form

Auch diese beschleunigenden Einflüsse gilt es im Fall der Fälle somit unbedingt zu berücksichtigen, damit man reagieren kann und der Körper nicht zusätzlichen Belastungen ausgesetzt wird.

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Verhalten bei Unterkühlung - wichtige Maßnahmen zur Rettung

Es ist wichtig, dass der Hilfesuchende bzw. an einer Unterkühlung Leidende schnell in einen Bereich gelangt, der mildere Voraussetzungen verspricht. Trockene, windgeschützte und vor allem warme Orte, sollten logischerweise immer die erste Wahl sein, weil dort die mit Wasser durchtränken, klitschnassen Kleidungsstücke vom unterkühlten Körper entfernt werden können. Wenn die persönliche Situation oder die umliegenden Gegebenheiten diesen Luxus nicht zulassen, sollte man jedoch zumindest zusehen, dass man das Bestmögliche aus der persönlichen Situation herausholt. Je nachdem, um welche Ausprägungsform es sich handelt, sollten spezielle Verhaltensweisen durchgeführt werden.

 

  1. Im Erregungsstadium sollte der Unterkühlte in eine warme Decke gehüllt werden. Falls warme Getränke zur Verfügung stehen, können diese verabreicht/eingenommen werden. Auch gezuckerte Getränke sind in dieser Ausprägungsform sehr förderlich.
  1. Im Erschöpfungsstadium sollte hingegen zunächst eine flache Positionierung fokussiert werden. Erst danach folgt das Einhüllen mit spezieller Thermofolie oder Decke. Es ist bei dieser Ausprägungsform wichtig, dass man bei Bewusstsein bleibt. Warme und mit Zucker versetzte Getränke können auch in diesem Fall sehr gut helfen.
  1. Im Lähmungsstadium sollte unbedingt eine Lagerung in der stabilen Seitenlage erfolgen. Falls dies nicht möglich ist, sollte zumindest für eine flache Positionierung gesorgt werden. Da Herzschlag und auch Atmung in dieser Stufe durchaus bei den Betroffenen aussetzen können, gilt es hier besonders eine intensive Überwachung zu gewährleisten. Im Notfall muss schleunigst mit einer sauber ausgeführten Herzdruckmassage und Atemspende begonnen werden.

Wie immer zählt auch hier – es ist in allen geschilderten Situationen immer ein Notarzt bzw. Rettungsdienst zu alarmieren, falls die persönliche Notlage es zulässt!

Weitverbreitete Mythen zum Thema Unterkühlung

Dort, wo Personen zu selten mit den jeweiligen Situationen in Kontakt kommen oder aber die Aufklärungsarbeit nicht konsequent genug vonstattengeht, entstehen Mythen und Halbwahrheiten, die im Notfall eine Lage durchaus noch verschlimmern können. Wir haben einige dieser Punkte hier notiert und zeigen dabei auf, welches Verhalten bei Unterkühlung richtig ist.

 

Mythos Nummer 1: Stark unterkühlte Personen schlafen lassen

Wie am Anfang des Textes beschrieben, ist der Körper des Menschen bei einer starken Unterkühlung nicht mehr dazu in der Lage, ausreichend Wärme nachzuproduzieren. Mit dem Hintergrund, dass der Körper während der Schlafphase stark herunter fährt, wäre es schlussfolgernd fatal, wenn man einen stark Unterkühlten schlafen lässt und diese Abwärtsfahrt damit weiter fördert. Es ist wichtig, dass die Person nicht einschläft und sie zudem eine Aufwärmung erhält.

 

Mythos Nummer 2: Warmreiben hilft Unterkühlten

Kleinste Eiskristalle innerhalb der Haut des Unterkühlten, würden beim Warmreiben von Beinen und Armen höchstwahrscheinlich eine Verletzung verursachen, die die körperliche Verfassung des Betroffenen zusätzlich verschlimmern könnte. Eine Aufwärmung durch Thermofolie, Decke oder notfalls sogar Körperwärme, ist hier die einzig richtige Herangehensweise.

 

Mythos Nummer 3: Dem Unterkühlten mit einem warmen Bad helfen

Auch hier, eindeutig - falsch! Die zu schnelle Aufwärmung kann auf der Haut des Unterkühlten einen starken Schmerz auslösen. Sogar ein Herzinfarkt kann durch diesen zu schnell wechselnden Temperaturunterschied ausgelöst werden. Wie oben beschrieben, ist die defensivere Aufwärmung hilfreicher und sicherer. Decke, Thermofolie und Co. sorgen in kleinen, schonenden Schritten für einen warmen Körper.

 

Mythos Nummer 4: Alkohol trinken, ist hilfreich bei Unterkühlungen

Der Konsum von Alkohol macht die Blutgefäße weiter, was wiederum bedeutet, dass der Körper auch schneller auskühlen kann. Auch dieser Mythos ist somit falsch. Falls warme Getränke wie beispielsweise Tee zur Verfügung stehen bzw. zubereitet werden können, dann sollten ausschließlich diese verabreicht werden. Das warme Gefühl, welches man während des Alkohol-Konsums verspürt, ist nicht dazu in der Lage, die Körpertemperatur eines Unterkühlten ansteigen zu lassen.

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